Die Wunderfrage ist eine der kraftvollsten Techniken in der lösungsfokussierten Therapie. Sie hilft Menschen, ihre eigenen Lösungen zu entdecken, indem sie sich eine ideale Zukunft vorstellen. Doch was macht diese Technik so effektiv, und wie kann sie konkret angewendet werden?
Was ist die Wunderfrage?
Die Wunderfrage (auf Englisch “Miracle Question”) ist ein therapeutisches Werkzeug, das von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg entwickelt wurde. Sie wird verwendet, um Klienten von der Problemfokussierung zu einer lösungsorientierten Denkweise zu führen. Dabei stellt der Therapeut die folgende Frage:
“Stellen Sie sich vor, über Nacht geschieht ein Wunder, und Ihr Problem ist gelöst. Woran würden Sie es am nächsten Morgen erkennen? Was wäre anders?”
Diese einfache, aber tiefgründige Frage zwingt den Klienten dazu, seine Aufmerksamkeit auf eine bessere Zukunft zu richten, anstatt sich in seinen Problemen zu verlieren. Dadurch wird ein neuer Denkprozess angeregt, der positive Veränderungen in Gang setzen kann.
Warum ist die Wunderfrage so wirkungsvoll?
Die Wunderfrage funktioniert, weil sie:
- Den Fokus von Problemen auf Lösungen lenkt: Anstatt sich in negativen Gedanken zu verstricken, stellt sich der Klient eine positive Zukunft vor.
- Ziele und Wünsche klärt: Viele Menschen wissen, was sie nicht wollen, aber nicht, was sie stattdessen anstreben. Die Wunderfrage hilft, diese Klarheit zu gewinnen.
- Motivation und Hoffnung schafft: Indem sie eine bessere Zukunft visualisieren, entwickeln Klienten mehr Motivation, die nötigen Schritte zu unternehmen.
- Konkrete Handlungsschritte aufzeigt: Nachdem eine wünschenswerte Zukunft definiert wurde, kann der Therapeut gemeinsam mit dem Klienten konkrete Maßnahmen entwickeln, um diesem Ziel näher zu kommen.
Wie wird die Wunderfrage gestellt?
Die Wunderfrage kann individuell angepasst werden, um den jeweiligen Klienten optimal zu unterstützen. Hier sind einige Beispiele für verschiedene Situationen:
- Bei Angstzuständen: “Stellen Sie sich vor, ein Wunder geschieht und Ihre Ängste verschwinden. Was wäre das Erste, das Sie bemerken würden?”
- Bei Depressionen: “Wie würde Ihr Alltag aussehen, wenn Sie sich glücklicher und energievoller fühlen würden?”
- Bei Paarproblemen: “Wenn Ihre Beziehung plötzlich harmonisch wäre, was wären die ersten Anzeichen dafür?”
- Im beruflichen Kontext: “Wenn Sie mit Ihrer Arbeit vollkommen zufrieden wären, wie würde Ihr Arbeitstag aussehen?”
Wie kann man nach der Wunderfrage weiterarbeiten?
Sobald der Klient eine Vorstellung davon hat, wie seine ideale Zukunft aussehen würde, kann der Therapeut weiter nachhaken:
- Welche kleinen Schritte könnten Sie unternehmen, um diesem Zustand näher zu kommen?
- Wann haben Sie sich in der Vergangenheit schon einmal ähnlich gefühlt? Was hat dazu beigetragen?
- Welche Stärken und Ressourcen können Sie nutzen, um diesen Wandel zu erreichen?
Die wissenschaftliche Grundlage der Wunderfrage
Die Wunderfrage basiert auf den Prinzipien der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie (Solution-Focused Brief Therapy, SFBT), die in den 1980er Jahren von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg entwickelt wurde. Zahlreiche Studien haben die Wirksamkeit dieser Methode belegt. Besonders effektiv ist sie, weil sie die Selbstwirksamkeit des Klienten stärkt und ihn dazu ermutigt, aktiv an seiner eigenen Verbesserung zu arbeiten.
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Fazit
Die Wunderfrage ist eine einfache, aber unglaublich wirksame Technik, um Menschen zu helfen, aus problemzentriertem Denken auszubrechen und sich auf Lösungen zu konzentrieren. Sie gibt Hoffnung, schafft Klarheit und führt zu konkreten Handlungsschritten. Ob in der Therapie, im Coaching oder im persönlichen Leben – die Wunderfrage kann einen entscheidenden Unterschied machen.